Die Bajuwaren
Der Name der Bajuwaren (oder Baiuvaren/Baiovaren) ist seit der Mitte des 6. Jahrhunderts schriftlich nachgewiesen. Allerdings handelt es sich nur um kurze Nennungen in Zusammenhang von Reiseberichten und räumlichen Beschreibungen. Kurze Zeit später erfährt man von der Hochzeit eines Herzogs Namens Garibald mit der Langobardin Walderada, der Witwe des Merowingerkönigs Theudebald. Damit ist zum ersten Mal ein bajuwarischer Herzog aus der Familie der Agilolfinger genannt. Die wichtigste schriftliche Quelle zur Geschichte der Bajuwaren bildet aber die lex baiuariorum, eine Gesetzessammlung, die wohl im 6. bis 8. Jahrhundert entstanden ist. Hierin wird der Familie der Agilolfinger das exklusive Recht zugesprochen, die Herzöge in der Baiuvaria zu stellen, die Teil des Merowingischen Reiches war.
Archäologie und Geschichte
Aufgrund der wenigen schriftlichen Quellen ist für die Erforschung frühmittelalterlicher Verhältnisse in Bayern und den angrenzenden Gebieten die Archäologie von besonderer Bedeutung. Gefunden wurden vor allem zahlreiche Gräberfelder dieser Zeitstellung, die in der Regel über ein sehr breites Spektrum an Beigaben in unterschiedlichen Kombinationen verfügen. Frauengräber verfügen dabei häufig über unterschiedliche Kombinationen von Fibeln (Gewandschließen), Gürtelgehänge (ein am Gürtel angehängtes Band, an dem Kleingeräte wie Messer oder Scheren, Schmuck und Amulette angebracht werden konnten) und zahlreiche Glasperlen. Männergräber zeigen dagegen regelmäßig Waffenausstattungen mit Spatha (Langschwert) und/oder Sax (Kurzschwert), Schild und Lanzenspitzen. Ergänzt wird eine solche Ausstattung in der Regel durch einen aufwendig verzierten Gürtel.
Seltener belegt und wissenschaftlich ausgewertet sind bislang die Siedlungsbefunde, wie sie auch als Grundlage für den Bau des Bajuwarenhofes dienen.
In den (Vor)Alpen daheim
Zum bajuwarischen Herrschaftsgebiet zählten Teile Bayerns, Österreichs und Südtirols. In Altbayern, dem Gebiet um Salzburg und Oberösterreich bis an die Enns sind nach aktuellem Stand der Forschung unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu dem zusammengewachsen, was später unter dem Namen Bajuwaren bekannt wird. Es handelte sich wohl um die Nachfahren einheimisch-keltischer Gruppen, überprägt durch 400 Jahre römischer Kultur, ebenso wie um Personengruppen, die sich während der römischen Kaiserzeit und der Spätantike hier angesiedelt hatten. Dazu kamen Menschen aus unterschiedlichen Regionen, die nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reichs womöglich in mehreren Wellen eingewandert sind.
Mit der langsamen Aufgabe der Sitte, die Toten mit Beigaben auszustatten, wird es für die Archäologie ab dem späten 7. Jahrhundert n. Chr. allerdings schwieriger, die damalige Bevölkerung in gleicher Intensität wie vorher zu fassen.
Ihre Eigenständigkeit verlieren die Baiuvaren unter Karl dem Großen, der den letzten Herzog aus der Familie der Agilolfinger, Tassilo III., 787/788 absetzt und sein Herrschaftsgebiet endgültig dem fränkischen Einflussgebiet einverleibt.